Spielt Halle barrierefrei?

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Eine barrierefreie Wippe in der Form einer übergroßen Wanne mit integrierten Sitzbänken.

Wenige Orte sind so demokratisch wie Spielplätze, denn hier kommen Kinder ganz unabhängig von ihrer Identität, dem sozialen Status ihrer Eltern und deren ökonomischen Möglichkeiten zusammen und kommen miteinander in Kontakt. Somit bilden Spielstätten einen wichtigen sozialen Lernort für Kinder, an welchem sie die Interaktion mit Gleichaltrigen spielerisch einüben können. Gemäß diesem Verständnis ist nach Artikel 24 der UN Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten, dass auch Kinder mit Behinderungen an diesen Angeboten teilhaben können. Daraus ergibt sich, dass die Bereitstellung barrierefreier Spielangebote kein optionales Extra ist, sondern Kinder mit Behinderungen einen Anspruch darauf haben.

Halle hat im Rahmen der „Spielflächenkonzeption”, die zuletzt 2020 überarbeitet wurde, als Teil des „Leitbildes für ein kinderfreundliches und bedarfsgerechtes Spielflächenangebot“ festgelegt, dass „alle öffentlichen Spielplätze […] barrierefrei zugänglich gestaltet sein“ sollen. Neben dieser Zielstellung, der nach unserem Eindruck ganz überwiegend nachgekommen wird, definiert das Leitbild jedoch auch „Mindestens ein barrierefreies Angebot für Spielplatznutzende mit Behinderungen […] in jedem ISEK-Raum“ als Zielstellung. 2020 war dieser Anspruch allerdings noch in einiger Ferne, denn mit dem Spielplatz Drachennest/Am Treff in Neustadt und dem Irrgarten im Stadtpark existierten nur zwei Spielplätze mit umfassender barrierefreier Ausstattung.

Daher haben wir bei der Stadtverwaltung nachgefragt: Was ist seit 2020 passiert, was ist in den nächsten drei Jahren geplant und wann kann man den selbstgesteckten Anspruch einlösen und in jedem “Sozialraum” der Stadt ein Angebot mit weitgehend barrierefreier Ausstattung bereitstellen? Außerdem wollten wir wissen, inwieweit dieser Aspekt bei den zahlreichen Schulsanierungen einbezogen wird.

Die Antwort hat uns positiv überrascht: An 8 Orten sind neue barrierearme Spielgeräte hinzugekommen und bis 2025 sind 5 weitere Orte geplant. Darüber hinaus sind 7 Schulbauprojekte mit zumindest teilweise barrierefreier Ausstattung geplant. Zudem werde die barrierefreie Ausstattung bei Neuplanungen grundsätzlich berücksichtigt. Nur beim Vorsatz “Ein Angebot pro Sozialraum” hakt es noch. Der Grund: Mal wieder das liebe Geld.

Die Freude über die Antwort ist für uns allerdings kein Stopsignal: Einzelne barrierefreie Spielgeräte sind gut, möglichst vollständig inklusive Spielanlagen sind besser. Diese zu ermöglichen, dafür werden wir uns weiter einsetzen. Denn die inklusive Gestaltung öffentlicher Räume ist ein Recht, kein Privileg!

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